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25. Januar 2020

Lesestoff – Buch-Tipp | Neuerscheinung | Ein Thema, 80 Blickwinkel: „Frauen machen Kirche“ | bleiben. erheben. wandeln (Hg.)

von femitheol

Was hält Sie/dich noch in der katholischen Kirche?
Mit dieser Frage sind KatholikInnen im 21. Jahrhundert immer wieder konfrontiert. Mit spezieller Betonung auf das Katholische und auf die Frage, warum heute noch KATHOLISCHE Christin sein, werden verstärkt Frauen angesprochen. Außerhalb dieser Fragen von außen, steigt zunehmend Zorn und der Drang nach Veränderung in vielen katholischen Frauen hoch. 80 von ihnen – darunter auch „Mitfrauen“ des „Österreichischen Frauenforums Feministische Theologie“ – haben diesem Zorn nun schriftlich und reflektiert Ausdruck verliehen.

Ein Text mit großer Wirkung

Begonnen hat alles mit einem einzigen Text der Universitätsprofessorin für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der Universität Salzburg, Angelika Walser, als Reaktion auf die ARTE-Dokumentation zum Thema sexuelle Gewalt an Ordensfrauen. Etliche Antworten auf diesen „Wutausbruch“ haben bewirkt, dass die Initiative „bleiben. erheben. wandeln“ ins Leben gerufen wurde. Was würden Frauen verändern wollen? Was treibt sie an, was motiviert sie, sich überhaupt darüber Gedanken zu machen?

„Es braucht Vision und Mut, seinem Zorn nachzuspüren und sich auf diese heftige Emotion einzulassen. Aber als Gläubige ist man hier in der guten Gesellschaft der alttestamentlichen ProphetInnen.“

Regina Augustin, Einleitung, S. 12

Das Buch „Frauen machen Kirche“, herausgegeben von „bleiben. erheben. wandeln“ liest sich wie ein Plädoyer für eine veränderte, anders gedachte KATHOLISCHE Kirche. Es vereint alle 50 Beiträge des Blogs „bleiben.erheben.wandeln“ (50 Tage – 50 Frauen) und mehr noch. Es ist die um 30 Beiträge erweiterte Form. Frauen erzählen, was sie bewegt, inwiefern sie der Glaube stärkt, warum sie nach wie vor innerhalb der katholischen Kirche wirken und was sich ändern kann, soll und muss.

Lebendiges Christentum

„Die Quelle meines Lebens ist mein Glaube, der mich durch alle Freuden und Leiden des Lebens trägt, und dieser wird genährt in den lebendigen Gemeinschaften und auch in der Stille. (…) Ein lebendiges Christentum braucht Zeugen und Zeuginnen ihres Glaubens, der sich im Alltag zeigt im Engagement für die Ausgegrenzten, für die Schöpfung und für ein gutes Leben für alle.“

Regina Pendl, S. 143

Den offenen Fragen schriftlich und wiederholt öffentlich Raum geben – in Form einer größeren Gruppe, macht Stärke sichtbar. Diese Theologinnen bringen – stellvertretend für viele weitere – unbequeme Inhalte zutage, liefern Fakten und geballte Frauenpower, die anders wirkt als patriarchal demonstrierte Macht.

„(…) und ich frage mich: Wenn die Tradition immer wieder als wichtiger Referenzpunkt („locus theologicus“) herhalten muss – warum ignoriert man die Vollmachten früherer Äbtissinnen oder den Einfluss der Kirchenlehrerinnen? Warum kann sich heute keiner eine Beraterin neben dem Papst vorstellen? Ich wünsche mir kluge Frauen, die auf Augenhöhe gemeinsam mit Bischöfen die Kirche führen und dabei sichtbar sind – damit ich mich nicht weiter rechtfertigen muss, wenn man mich fragt: Wie kann man nur als Frau katholisch sein?“

Alina Oehler, Jahrgang 1991, In der zweiten Reihe, S. 136

Für Jesus sind alle Menschen gleich

Das Buch enthält Wünsche, Analysen, Argumente und Erfahrungen aus dem bisherigen Glaubensleben der sowie ihre Glaubenszeugnisse. Möglich wurde das durch mutige Stimmen, die den Anfang gemacht haben.

„Bis heute kennen wir sechs Herausgeberinnen uns nicht persönlich. Was uns eint, ist, dass wir gemeinsam in einem Moment die Initiative ergriffen und Frauen aus unserem Umfeld fragten, ob sie auch etwas schreiben. (…) Alle Texte sind persönliche Lebenswege, den Erfahrungen von Gelingen und Misslingen entsprungen. Und allen Autorinnen ist gemeinsam, dass sie einen Platz in der Kirche haben, in ihr arbeiten und zu ihr stehen. Aufgrund dieser lebendigen Beziehung zur Kirche fassten alle Frauen den Mut zu benennen, welche Veränderung sie sich ersehnen. (…) Wir stehen in einer Tradition mit den Frauengenerationen vor uns, unseren Müttern und Großmüttern und denen davor. (…) Sie haben uns ihren Glauben weitergegeben und von Jesus erzählt, für den alle Menschen gleich sind. (…) Ein Buch von Frauen, die gut ausgebildet sind und ihre Kompetenzen ihrer Kirche zur Verfügung stellen. Ein Buch von Frauen, aber nicht nur für Frauen.

Groß die Sehnsucht danach, dass sich die gegenwärtige Gestalt der Kirche wandeln möge. Die Texte dieses Buches sind eine große Bestärkung für uns, das zu tun, was wir können. Den Platz in der Kirche, den wir haben, zu nutzen, damit Veränderung geschehen kann.

Das schönste Kompliment ist es für uns, wenn Frauen und Männer durch die Lektüre ermutigt werden, ihre eigene Stimme zu erheben, ihren Platz in der Kirche einzunehmen, damit diese sich wandeln möge. Denn Wandlung ist eines der Erkennungsmerkmale der Gegenwart Jesu unter uns.“

Katrin Geiger, Wer kann, der tut, S. 231

Internationales Generationenprojekt als Chance

Das Buch versammelt die Gedanken von Frauen unterschiedlicher Generationen aus Österreich, Deutschland, Belgien, Italien, England und der Schweiz.

„Sowohl der Blog als auch das daraus entstandene Buch mit weiteren, neuen Beiträgen können eine Chance sein, dass zornige Gläubige, kritische und kompetente Theologinnen endlich von den Kirchenleitungen ernst genommen werden. Der Beginn eines Dialogs auf Augenhöhe, der der katholischen Kirche neue Kraft und Glanz verleiht, wäre wertvoll für alle Gläubigen.“

Regina Augustin, Einleitung, S. 12

Fakten zum Buch

bleiben.erheben.wandeln (Hg.)
Frauen machen Kirche
1. Auflage 2020, Patmos Verlag
Format 12 x 19 cm
232 Seiten
Hardcover mit Leseband mit Spotlack
durchgehend vierfarbig mit zahlreichen Fotos
ISBN: 978-3-8436-1217-3
19,00 €
„80 persönliche Zeugnisse – so vielfältig, wie Frauen sind authentische Stimmen aus der Mitte der katholischen Kirche aus dem gesamten deutschen Sprachraum“

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